Direkt zum Hauptbereich

männliches Balzverhalten

...oder "wie mache ich mich gekonnt lächerlich?"

Auf meinen täglichen Reisen zur und von meiner Arbeitsstätte habe ich ja reichlich Gelegenheit diverse, humanoide Zweibeiner und -innen zu beobachten. Ich bin quasi der Horst Lorenz der Badner Bahn... oder wie auch immer der ältliche, mittlerweile längst verstorbene und daher sicher schon extrem verweste Taubenmann geheißen hat.

Ein humanoides Verhalten, welches ich besonders bei Außentemperaturen jenseits der 25°C beobachten kann, ist das im Titel erwähnte, männliche Balzverhalten. Es dient dazu den humanoiden Weibchen zu imponieren um es dazu zu bringen Wäsche zu waschen, zu kochen und zu putzen. Oder so ähnlich.

Ausgewählte Gustostückerl meiner Reisen möchte ich den geneigten Leser/-innen nicht vorenthalten und hiermit literarisch präsentieren - Prost-Mahlzeit!

der Frettchenjunge
Der gemeine Frettchenjunge ist von wohlgenährter Statur, mit einem eigenwilligen Humor ausgestattet, wird aber vom weiblichen Geschlecht nicht ernst genommen. Das frühpupertäre Gelächter der Junghennen bezieht er somit fälschlicherweise auf seine Schenkelklopfer und nicht auf seinen auffälligen Habitus.

Trotz seiner körperlichen Behäbigkeit schwang sich der Frettchenjunge bei seiner Ausstiegsstelle, links und rechts die Haltegriffe umklammernd, kunstvoll aus dem Zug. Eigentlich glich der Akt mehr dem Fluchtreflex einer hochschwangeren Seekuh, ihm hingegen schien es Spaß zu machen. Und die Mädls hatten reichlich Grund zu lachen.

der Jungrudelführer
Einige jugendliche Kleingruppen sind nach einem gemeinsamen Schema aufgebaut. 1. dem Alphatierchen - unserem jugendlichen Rudelführer, 2. seiner Freundin - die er an der Hand hinter sich her schleift um den Besitzanspruch zu untermauern während sie sich mit 3. ihrer besten, aber eben nicht ganz so ansehnlichen Freundin unterhält, die sich unentwegt im Glanz der Jungrudelführerfreundin zu sonnen versucht. Den Abschluss bildet 4. der Gammajunge, Vertreter einer Randgruppe, optisch unauffällig bis "schiach", schlacksig und übergelenkig, modisch grenzwertig und immer die Aufmerksamkeit des Alphas suchend.

Unserem Jugendrudelführer mangelt an ausreichender Sensibilität und die diversen Zwischentöne und Besonderheiten seiner Gruppe zu bemerken. Seine ganze Konzentration braucht er für seinen "Bauch-rein-Brust-raus" Gang, den neocoolen Blick und dazu seine Freundin an der Hand hinter sich herzu schleifen um sie auch allen anwesenden zu präsentieren.

Jane Wayne
Mein liebstes Exemplar nenne ich zärtlich Jane Wayne. Geschätzte 15 Jahre auf dem Buckel, karottenfarben gefärbtes Gesicht, remodelierte und um 500% verlängerte Wimpern (nachgewiesen in einer Studie französischer Fremdenlegionäre an Weinbergschnecken). Das eigentlich beachtliche an diesem Exemplar war der, zwar aufrechte, aber dennoch widernatürliche Gang. Dieser ähnelte weder dem eines normalen und gesunden Menschen, noch dem einer aufreizenden Frau, sondern eigentlich eher einer erst kürzlich vorgenommenen und mehr als gescheiterten Hüftoperation. John Wayne hatte nach längeren Ausritten ähnliche Probleme, daher auch die Namensgebung.

Die vorherrschenden 38°C hinderten sie nicht daran über dem T-Shirt noch eine Kapuzenjacke zu tragen, die faciale Farbschicht verhinderte aber offensichtlich jedwede Form der Transpiration. Ob der Wayne'sche Blick von einer wie auch immer gearteten Lähmung hervorgerufen wurde, oder Teil des Gesamtkunstwerkes war, konnte ich im Laufe meiner Investigation leider nicht verifizieren.

Kommentare

Claudia N. hat gesagt…
Hurra! Endlich habe ich gefunden wonach ich schon immer gesucht habe! Horst Lorenz und Bernd Grzimek hätten -so wie ich- ihre helle Freude an diesen Studien gehabt...;)
Menschliches Endzeitverhalten treibt schon eigenartige Blüten, aber auch für mich sind viele davon echte Hingucker. Wie schön, dass mancherorts noch so liebevoll Feldforschung betrieben wird!
Ich gratuliere!

Beliebte Posts aus diesem Blog

die Flasche am Klo...

Jemand hat eine Wasserflasche auf der Toilette vergessen. Eine leere! Wodurch sich für mich jetzt (mindestens) zwei Fragen ergeben: 1. Warum zum Teufel nimmt jemand eine Wasserflasche mit in die Kammer des Schreckens, in die Donnerkuppel? Weil er (sie können wir bei einer Herrentoiltette wohl ausschließen) so lange stuhlt und dazwischen oder gerade deswegen durstig wird? Weil sich in der Flasche irgendetwas befunden hat was für ihn (sie, siehe oben) bei dem auf dem heißen Stuhl ausgeführten Ritual dringend erforderlich war? Weil er (...) irgendetwas in die Flasche einfüllen wollte? Dies wäre dann ekelig zur Kubatur! Alles andere mag ich mir ad hoc ja gar nicht vorstellen... 2. Warum verblieb die Flasche dort? Sammelt er Luft um sie in touristisch stark frequentierten Zonen dann als wiener Kloluft teuer zu verkaufen? War in der Flasche etwa irgendeine art chemisch und/oder biologischer Kampfstoff den ich nun an und/oder in mir trage und verteile? Bin ich nun das Rhesusafferl (...

K.I.

K.I. ist die gebräuchliche Abkürzung für künstliche Intelligenz. Ich habe heute einen rudimentären Ansatz einer KI kennengelernt und kann nach ca. 20 Minuten der Interaktion ohne schlechtem Gewissen behaupten: das Ding ist dumm. Vielleicht ist es bekannt, es ist eigentlich ein (Computer)Spiel, das ist 20 Fragen erraten soll woran man denkt. Wenn ich so darüber nachdenke ist es eigentlich mehr so eine Art Datenbank mit vielen interessanten Verknüpfungen. Wer auch immer dieses Ding gefüttert hat, war entweder fern jeder Realität (wie der typische Geek) oder einfach nicht Herr all seiner Sinne. An einen Dachziegel habe ich zum Beispiel gedacht. Auf die Frage ob es Geräusche machen kann, habe ich mit "ja" geantwortet. Das Spiel hat mich anschließend gemaßregelt dass ein Ziegel keine Geräusche machen kann. Und wenn der Ziegel nun vom Dach auf die asphaltierte Strasse fällt...? Nächster Begriff Liebe. Die Frage: findet man es auf einem Bauernhof. Das Spiel sagt "nein"! Gi...

Rekursion, Rekursion!

Murphy postulierte einst: "Whatever can go wrong, will go wrong." und hatte damit recht. Ich verlautbare jetzt meine, empirisch verifizierte These: "alle Probleme sind rekursiv" - wann auch immer jemand (in den von mir beobachteten Fällen eigentlich ausschließlich ich selbst) versucht ein Problem zu lösen, stößt dabei auf ein neues, dem vorhergehenden Problem zugrundeligendes und dieses verursachendes, weiteres Problem. An dieser Stelle setzt dann die Rekursion ein. Per Definition darf eine Rekursion nicht in einen infiniten Regress geraten - die arme. Nicht weil das irgendeinem Grundgesetzt zuwiderliefe, sondern weil es dann einfach keine Rekursion mehr wäre. Problem: die Unendlichkeit lässt sich ja nicht in Worte (oder Zahlen) fassen, weshalb jeder halbwegs verunftbegabte Mensch irgendwann, in  der Regel noch zu Lebzeiten, einfach "drauf scheißt" und sich mit einem Workaround , bzw. auf gut österreichisch "Dauerprovisorium", zufrieden gibt. ...